Privater Vermögensaufbau für Kinder

Der private Vermögensaufbau für Kinder. Aufbauend auf meinem vorherigen Blogeintrag „Privater Vermögensaufbau für einen Normalbürger“ möchte ich heute ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern, wie ich für unseren Sohn Vermögensaufbau betreibe.

Fangen wir aber etwas weiter von vorne an. Warum sollte ich für mein Kind an einen Vermögensaufbau denken? Natürlich leben wir in einem Sozialstaat, der seit Jahrzehnten existiert. Wir merken aber, dass die Hürden, um vom Staat Zuschüsse zu erhalten, von Jahr zu Jahr höher gelegt werden. Sei es das Thema (Aus-)Bildung, Wohnen, Unterhalt, etc. Umso wichtiger wird es, für unsere Kinder ein kleines Polster für einen guten Start ins Erwachsenenalter zu sorgen. Es gibt eigentlich einen ganz passenden Spruch: „Bereite nicht den Weg für das Kind, sondern bereite das Kind auf den Weg vor“. Kann man so machen, muss man nicht. Zumindest ich möchte meinem Sohn einen netten Start ins Erwachsenenleben geben.

Kommen wir zum eigentlichen Thema – Vermögensaufbau. Ojemine! Was ich hier in  vielen Familien/Papa/Mama-Facebook Gruppen und Foren lese. Da wird mir durchgängig schlecht. Dort fallen zu Hauf Wörter wie

  • Sparbuch
  • Girokonto
  • Tagesgeld
  • Lebensversicherung der Eltern
  • Festgeld

Schwerverdauliche Kost? Ja! Es zeigt, wie schwer sich die deutschen mit Vermögensaufbau tun. Gerade in der heutigen Situation sind Sparbücher, Tagesgeld, Festgeld zu Zinskonditionen zu bekommen, die mit Glück die Inflation ausgleichen. In vielen Fällen frisst die Inflation das Vermögen eher auf, als dass es steigt. Das hat nichts mit Vermögensaufbau zu tun, sondern ist Geldverbrennen in scheinbar sicheren „Geldanlagen“.

Man könnte natürlich eine Wohnung für den kleinen kaufen, an der Börse spielen, physische Edelmetalle (Gold, Silber) bunkern oder Banksparpläne (mir stellt es bei dem Wort die Nackenhaare auf) nutzen. Was ich von den verschiedenen Asset-Klassen halte? Siehe: „Privater Vermögensaufbau für einen Normalbürger“. Ich lege so an, wie ich es für mich und meine Frau mache, und davon auch überzeugt bin.

Was mache ich also? Richtig! Ich habe für unseren Sohn einen ETF-Sparplan auf den MSCI World Index am laufen. Das schöne am Depot? Es hat ein Verrechnungskonto auf das jeder einzahlen kann – Eltern, Großeltern, Verwandschaft, etc.

Bevor es aber richtig losging, gab es ein wichtiges Kriterium abzuwägen:

Wird das Depot auf den Namen meines Kindes laufen oder auf meinen und mit 18+ dann überschrieben?

Tja, schöne scheiße. Ich versuche mal, ein bisschen auf die wichtigsten Vor- und Nachteile einzugehen, die ich als wichtig empfinde.

Vorteile:

  1. Steueroptimierung
    Auch Kinder haben Freibeträge! 801 EUR wie Erwachsene plus 8130 EUR Grundfreibetrag (bei Beantragung einer Nichtveranlagungsbescheinigung). Das ist eine menge Holz wenn man mit Aktien / Dividenden spekuliert.
  2. Erziehung
    Das Kind kann damit ein bisschen einfacher in der Materie erzogen werden – denn so hat es ein Ziel: „Mit 18 werde ich über ein schön prall gefülltes Depot verfügen“

Nachteile

  1. Das Geld ist „weg“ sobald es auf dem Verrechnungskonto des Sprösslings landet. Warum?
    Das elterliche Sorgerecht beinhaltet die Vermögenssorge. Das heißt in der Regel verwalten die Eltern das Vermögen ihres Kindes geregeld in §1626, §1642 BGB und geben es bei Eintritt der Volljährigkeit an dieses heraus. Herausgabepflicht gemäß § 1698 BGB; dem Kind ist auf Verlangen sogar Rechenschaft abzulegen! Aha, und was heißt das jetzt? Na ganz einfach: Wenn das Geld erstmal auf dem Verrechnungskonto ist, kann es nicht einfach zurückgeholt werden – denn Lebenshaltungskosten für das Kind sind von den Eltern zu leisten. Es kann nicht einfach Geld für neue Möbel oder Urlaub oder Schulsachen zurückgeholt werden – das ist weiterhin der Job der Eltern.
    Übrigends: Das gilt für alle Formen der Geldanlage auf den Namen des Kindes – ob Sparbuch, Tagesgeld, Girokonto, etc. Hierzu ein empfehlenswerter Link mit Gerichtsurteilen: KLICK MICH!
  2. Ab 18 vollen Zugriff
    Mit Eintritt in das 18. Lebensjahr wird unser Sprössling voll Geschäftsfähig. Das bedeutet auch, er hat vollen Zugriff auf sein Vermögen und kann damit tun und machen, was er will. Natürlich spielt hier auch unsere Erziehung hinein, aber wir können eben nicht alles steuern. Natürlich wäre es schön, wenn der Sprössling einfach weiterspart – aber er kann es auch für ein nagelneues Auto, für Drogen, für eine Sekte, oder für eine Weltreise verpulvern. Man hat es nicht in der Hand. Wenn ich so an mich denke – ich hätte es wohl für einen neuen BMW sofort ausgegeben.
  3. Zuschüsse vom Staat:
    Er hat mit 18 Jahren ein stattliches Vermögen! Das könnte ihm Zuschüsse vom Staat verweigern, weil er schlicht zu vermögend ist. Es gibt einige Zuschüsse, die Elternunabhängig sind (Meister-BaFÖG, BaFÖG für Zweitausbildung etc.)

Was ist also das Ergebnis? Wir legen auf unseren Namen das Depot an!

Unser Kind soll sich das Depot verdienen, indem es uns zeigt, dass es mit dem Depot verantwortungsbewusst umgehen kann, will und auch keine Zuschüsse dadurch verliert. Wie das aussehen soll? Das wird uns unser Bauchgefühl sagen. Wenn wir der Meinung sind, das Kind ist soweit, dann bekommt er das Depot überschrieben.

Wir investieren also in einen ETF auf den Index „MSCI World“. Breit genug diversifiziert – bei vielen Brokern kostenlos besparbar. Was bedeutet das jetzt, wenn man tatsächlich jeden Monat 50 EUR oder 100 EUR einzahlt?

Anbei ein paar Grafiken (Quelle: https://etf.deutscheam.com/DEU/DEU/Sparplan/Sparplaene-auf-db-X-trackers-ETFs):

Wir gehen davon aus, dass wir p.a. 8% Rendite erwirtschaften, 18 Jahre investieren, und leider keine Einmalzahlung haben.

Einzahlung: 50 EUR monatlich

Einzahlung: 100 EUR monatlich

Wow. Das ist weder mit Tagesgeld, noch mit Festgeld derzeit zu schlagen 🙂

Daher folgende Lektüre Empfehlung meinerseits:

Aber das wichtigste: willst du dich um deine Altersvorsorge selbst kümmern, musst du dich in die Themen einarbeiten und dich wirklich reinbeißen. Das ist kein Zuckerschlecken.

Zum Ende der obligatorische Disclaimler:

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3 Gedanken zu „Privater Vermögensaufbau für Kinder

  • Finest Invest
    5. Juli 2017 um 21:06 Uhr

    WOW. Das ist doch wirklich mal ein richtig guter Artikel zum Thema Vermögensaufbau für Kinder. Respekt. Klasse geschrieben.

  • Niels
    7. Februar 2018 um 16:36 Uhr

    Erstmal danke ich dir für den interessanten Beitrag. Ich bin auch seit kurzem Vater und beschäftige mich daher auch mit diesen Fragen.

    In der Mitte des Artikels beschäftigst du dich mit der „Herausgabepflicht“ beziehungsweise dem Zugriff auf die Geldanlage für dein Kind. Ich verstehe die Problematik, sehe aber eine Möglichkeit, wie du dem ausweichen kannst: durch die Gründung einer Familiengesellschaft – zum Beispiel einer Familien-KG. Du kannst dann Vermögenswerte auf diese Gesellschaft übertragen und deren Anteile im Laufe der Jahre und unter Berücksichtigung des Steuerfreibetrags auf dein Kind übertragen. Dieses Modell hat noch viele weitere Vorteile (siehe dazu beispielsweise https://www.focus.de/finanzen/steuern/erbschaftsteuer/tid-8117/nachlassplanung_aid_145386.html, http://monetaris.de/acht-vorteile-einer-familiengesellschaft/ oder https://www.haufe.de/finance/finance-office-professional/familiengesellschaft_idesk_PI11525_HI1634303.html).

    Ansonsten teile ich deinen schockierten Eindruck von diversen „Anlageformen“. Es erstaunt mich immer wieder, wie beliebt noch Tagesgeldkonten sind …

    • Franz Kinader
      8. Februar 2018 um 20:33 Uhr

      Hi Nils,

      ja die Familien KG habe ich auch schon in Betracht gezogen. Allerdings kann das beim kleinsten Fehler schon das Finanzamt auf den Plan rufen und fies nachforschen.

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